Sag zum Abschied leise Servus

Es ist ja so: Ein Brautkleid zu fertigen ist eine diffizile und zugleich schöne Sache. Vom ersten Treffen mit der Braut bis zur letzten Anprobe kreisen viele meiner Gedanken immer wieder um Braut und  Kleid.

Im Kennenlern-Gespräch klären wir, wie sich die Kundin „ihr“ Kleid vorstellt. Die meisten meiner Kundinnen für diese Königinnendisziplin im textilen Arbeitsfeld haben schon eine genaue Vorstellung – ein Bild oder eine selbst gefertigte Skizze ihres Kleides – diese wird zuerst besprochen, dann nehme ich Maß und begebe mich auf Materialsuche. Ich frage bei meinen besten Stoffhändlern an und lasse mir Stoffproben und Samples zusenden, damit „meine“ Braut eine möglichst gute Auswahl bekommt.

Für die erste Anprobe fertige ich das Kleid in Baumwollnessel und eventuell einfachem Tüll, falls Spitze dazukommen soll. Meiner Erfahrung nach finden viele Bräute schon dieses Probekleid toll und sind oft erstaunt, was alles nach ihren Vorstellungen passieren kann. Wir stecken alle Änderungen ab und suchen auch die Stoffe für das „richtige“ Kleid aus.

Beim zweiten Mal wird das Probekleid noch einmal angezogen und wir schauen, ob alles so bleiben soll, stecken eventuell erneut ab und ich zeige im Idealfall die schon angekommenen Stoffe. Eine solche Anprobe kann zwei Stunden dauern.

Nun geht es zur Sache! Beim dritten Termin gibt es endlich das „richtige“ Kleid – im Rohzustand, d.h. zum Teil mit einfach zusammengehefteten Teilen; alle am Probekleid vorgenommenen Änderungen wurden hier von vornherein eingearbeitet, sodass ich an den kostbaren Materialien noch so wenig ändern muss wie möglich. Dabei passiert oft Unvorhersehbares  – beispielsweise, dass ich an der Spitze Elemente umsetzen muss, dass der BH der Trägerin eingearbeitet werden soll o.ä. Die Länge des Kleides lege ich erst endgültig fest, wenn die Braut ihre Schuhe trägt.

Zwischen den Terminen lasse ich übrigens gern ein paar Tage Zeit, weil ich dann zu besseren Ergebnissen bei den gewünschten Änderungen gelangen kann und nichts „husch husch“ passieren muss.

Zur vierten Anprobe ist das Kleid schon so gut wie fertig und die Braut stimmt im Idealfall dem Kleid so zu, wie es jetzt ist. Dann bleibt es noch einmal bei mir und ich schaue es mir, bevor ich es aus den Händen gebe, noch einmal genau an, überprüfe alles und bin meist am glücklichsten, wenn es auch die Braut ist.

Und weil ich in den Wochen der Fertigung und Anproben Braut und Kleid so gut kennenlerne und sie mir ans Herz wachsen, bin ich auch immer wieder ein bisschen wehmütig, wenn das Kleid dann abgeholt sein wird und deshalb …. sag zum Abschied leise Servus….

Eure Sandra von elbfeeberlin

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