Bridgerton und die historische Wahrheit

Ist das nicht eine fantastische Show?

Als ich die erste Staffel mit meinen Töchtern sah, waren wir alle hin und weg und völlig begeistert. Eine bezaubernde Liebesgeschichte, dargestellt von extrem attraktiven Schauspielern in wunderschönen Kostümen, ebenso schön ausgestattet vor hinreißenden Kulissen – sowohl drinnen wie draußen. Die Musik tut ihr Übriges, um Bridgerton perfekt zu machen. 

Für mich sind die Kostüme natürlich eine absolute Augenweide und als ich neulich die Serie noch einmal komplett an einem Tag mit meiner kanadischen Freundin geschaut habe, folgten wir kaum der Handlung, sondern sprachen in erster Linie über die Kostüme.  Sie sind nicht nur eine Augenweide, sondern auch noch perfekt fachgerecht verarbeitet.  Als Designerin finde ich das fantastisch. Da wurde mit viel Liebe (und viel Geld) gearbeitet. Das ist offensichtlich. Historisch gesehen, sind sie nicht ganz so fachgerecht. Das stellten schon diverse Nutzerinnen fest und bemängelten dies. 

Ich tue mich mit Kritik an der historischen Authentizität von solchen Verfilmungen immer etwas schwer. Als ehemalige Historikerin kann ich das nachvollziehen, aber soll Bridgerton nicht mehr bieten als die Abbildung dessen, wie es einmal war? Dafür gibt es ja Dokumentationen, Fachliteratur und Museen – in Bath beispielsweise habe ich mehrmals das Museum für Mode besucht – das ist natürlich ein Muss für jeden Fan.  Sich darüber aufzuregen, was alles in der Show nicht stimmt, finde ich schade. Ja, die Farben waren nicht so knallig, die Stiefel sahen anders aus usw. usw.   Man kann es auch so sehen: Die Ästhetik führt uns in eine traumhafte, von Rassismus befreite Idealwelt; die dazu ausgewählte Musik von Offenbach, Schostakowitsch und Taylor Swift ist natürlich auch nicht zeitgemäß, bringt uns aber die Geschichte emotional viel näher als es vielleicht ein authentischer Countrydance getan hätte. 

Die Königin bringt es in der Serie auf den Punkt: Ich möchte unterhalten werden.

Eure Sandra von elbfeeberlin