Es ist wieder soweit.

Morgen holt eine sehr liebe Kundin ihre Wunschanfertigung ab.

Es handelt sich um ein traumhaftes Brautkleid aus Seide und sehr viel Tüll. Ich finde, es sieht wie für eine griechische Göttin geschaffen aus und passt deshalb hervorragend zu „meiner“ Braut.

Heute arbeite ich die allerletzten Änderungen am Kleid ein, ich korrigiere minimal die Knopfleiste, den Unterrock, fixiere einige Raffungen und nähe endgültig die Rocklagen in der angepassten Länge fest. Ich verpasse ihm den letzten Feinschliff, sozusagen.

Natürlich freue ich mich, wenn ein solches Kleid fertig ist und dass es am Hochzeitstag eine gebührende Aufmerksamkeit bekommt. Aber nach so vielen Stunden mit dem Kleid in meiner Werkstatt und den Anproben mit der Braut, fällt mir der Abschied natürlich auch immer sehr schwer.

Zum einen vom Kleid. Die ersten beiden Anproben finden im Probekleid statt – das heißt in einer Art Rohentwurf des Kleides. Hieran bespreche ich mit der Kundin, wie sie es haben möchte, wie nicht, wir probieren Stoffe und Spitzen aus, die zum Schnitt passen. Nach dem Probenentwurf, der meist für zwei Anproben gefertigt wurde, gibt es ab der dritten Anprobe das „echte“ Kleid. Von jetzt an sind es meist noch 2-3 Termine bis das Kleid fertig und abholbereit ist.

Vor allem aber natürlich von meiner Kundin. So eine Anprobe dauert gut und gerne mal zwei Stunden – da lerne ich die Frau bei den fünf Terminen natürlich kennen und wir kommen meist ins Plaudern. Ich erfahre zwangsläufig einiges über die Hochzeit, das ganze Drumherum und schließlich erzähle ich dabei auch von mir.

Am Ende bin ich daher immer froh und traurig zugleich, wenn meine liebgewordene Kundin ihr Kleid abholt.

 

Eure Sandra von elbfeeberlin