#Sprezzatura #Lässigkeit #Ungezwungenheit

(Schaufenster von TwinSet-Simona Barbieri in Verona)

 

Baldassare Castiglione kommt 1478 bei Mantua in Italien zur Welt. Nach dem Studium der Sprachen Latein und Griechisch erhält er in Mailand am Hofe seine Ausbildung zum Hofmann und dient später an Höfen in Mantua und Urbino.

1528 veröffentlich er sein „opus magnum“ über den „Hofmann“, dessen Ausbildung, Qualitäten, seine Begabungen und die moralischen Anforderungen an ihn. Es geht auch um das Idealbild der Hofdame und das Verhältnis zwischen Höfling und Fürst. Ein zentraler Begriff in seiner Abhandlung ist „Sprezzatura“. Castiglione schöpft diesen Begriff neu. Zu übersetzen ist er wohl am besten mit Lässigkeit oder Ungezwungenheit. Er beinhaltet das Bemühen um die Kunst und gleichzeitig dabei das Bemühen elegant zu verbergen. Kunst solle selbstverständlich sein und mit einer gewissen Leichtigkeit daherkommen. Durch diesen unbefangenen Umgang mit den schönen Dingen wirkten sie umso beeindruckender.

Diese „Sprezzatura“ erscheint bei den Italienern in nahezu allen Lebensbereichen. Sie haben sie verinnerlicht. Ein Beispiel: Am Mittelmeer beobachtete ich vor einigen Monaten am Strand eine ältere Dame, die in einem sehr eleganten Bikini, perfekt frisiert, geschminkt und geschmückt mit großen wertvollen Ohrringen entspannt auf ihrem Liegestuhl lag, später ganz selbstverständlich ihre Taucherbrille und Flossen hervorholte, sich beides anzog und ins Meer ging, um dort ausgiebg zu tauchen.

„Sprezzatura“ lässt sich problemlos auf den Bereich der Mode anwenden: Sie gehört ebenso zu den schönen Dingen heutzutage, wie damals, in der Renaissance. Kleidung war und ist neben Musik, Literatur, Kunst ein Mittel, sich auszudrücken und darzustellen.

Und ebenso wie in allen schönen Künsten soll Mode zwar mit dem Bemühen um die Kleidung einhergehen, aber unbedingt mit der Lässigkeit, die der italienische Hofmann Castiglione schon vor 500 Jahren beschrieben hat.

 

Eure Sandra von elbfeeberlin