Zu Besuch im Berliner Einzelhandel

Heute dachte ich mir: Schaust mal in ein paar Boutiquen vorbei, was es so Schönes gibt.  Also nicht zu HM, Pimkie, Orsay oder so, auch nicht in irgendeine Shoppingmall oder bei Zalando, Etsy oder sonstwo online shoppen. Nein. Ich wollte das klassische Einkaufserlebnis. Beschwingt setzte ich mich auf mein Rad und fuhr durch den Herbstblätterregenmatsch gutgelaunt in die nächstgelegene Einkaufsmeile.

Weil das, was mir passiert ist in dem Geschäft, echt geschäftsschädigend war, erzähle ich lieber nicht, wie der Laden hieß und wo er war. Ich denke, das Lädchen hat eine zweite Chance verdient.

Also: Ich schließe mein Fahrrad an, gehe die beiden Stufen hoch zum Geschäft, bedaure gerade, dass leider keine Fußmatte da ist, weil es ja, wie schon geschildert, draußen wirklich matscht. Ich rutsche fast aus auf den blanken Fliesen und werde sofort dieser Lokalität verwiesen mit den Worten: „Gehen Sie bitte raus und reinigen Sie zunächst Ihre Schuhe!“ Die Dame lässt sich kurz irritieren durch meinen zaghaften Hinweis, dass ja keine Fussmatte vor der Eingangstür liege. Ich denke, auch sie merkt in diesem Moment, dass das kein guter Start ist für ein gelungenes Einkaufserlebnis. Während ich draußen meinen Schuh vom Blatt befreie, legt sie eine Matte hin.

Eine ältere Dame hält währenddessen ein Oberteil in der Hand und fragt nach der Größe 40.

Ich schaue mir einige Stücke an, manches gefällt mir, manches weniger. Ein Versuch zu einem Kundengespräch wird meinerseits gestartet. Bei einem Rock frage ich interessiert, wieso man ihn denn nur im Wollwaschgang waschen dürfe, obwohl er aus Baumwolle und Polyester hergestellt ist. Die Antwort lautet: Tja. Ich daraufhin: Vielleicht weil es so ein speziell gewebter Stoff ist? (Er fühlte sich in der Tat sehr nach Brokat oder Matelasse an.) Die Antwort an mich ist die folgende: Die Ladeninhaberin sagt nichts, sie richtet ihren Blick an mir vorbei in Richtung Ladentür.

Ich gehe.

 

Sandra von elbfeeberlin