Wenn Kinder nähen oder „Sturm im Wasserglas“

Jeden Dienstag bin ich ich in einer Grundschule zu Gast, um mit Mädchen von der 1. bis zur 4. Klasse zu nähen.
Stellt Euch die Situation so vor: Etwa 30 Minuten vor Beginn treffe ich ein, um die neuen Materialien auszupacken, vorzubereiten und die Projekte, an denen bereits gearbeitet wird noch einmal zu sortieren oder vielleicht auch noch ein bisschen weiterzuarbeiten, damit die Mädchen vielleicht an diesem Tage fertig werden mit ihrem Beutelchen/Täschchen/Duftkissen. In einer AG geht es ein wenig anders zu als im Unterricht, denn ich lasse den Kindern die Wahl, was sie machen möchten, beziehe zwar ein, was sie können und was nicht, versuche dabei aber möglichst wenig dogmatisch zu sein.
Pünktlich 15 Uhr sind alle da: Die einen lauter, die anderen ruhiger. Die ersteren sind jedoch in der Mehrzahl. Dann wird quasi im Sekundentakt mein Name gerufen, weil ich helfen soll oder besser noch das ganze Projekt zu Ende nähen soll. Diejenigen, die gerade in der vergangenen Stunde ihr Projekt beendet haben, wühlen nun in meinen mitgebrachten und nett vorgestellten Stoffen, Bändern und Knöpfen. Sie versuchen sich so viel wie möglich zu sichern. Ich muss dabei aufpassen, dass sie nicht zu viel auf einmal bunkern. Dabei wird natürlich gestritten. Dann bin ich beschäftigt, die Nadeln vor den Streithühnern zu verbergen.
Einige heben sich mit manchen Tätigkeiten so hervor, dass ich sie schon als kleine Helfer mit einbinden kann. So fädelt ein Mädchen immer prima die Fäden in die Nadeln ein. Zwei Mäuse nähen eigentlich immer dasselbe: Kissen. Dabei sind die beiden sehr konzentriert und schon so gut, dass sie die neuen Kinder einbeziehen, die dann auch wieder Kissen nähen. Da mein Name, wie gesagt, permanent durch die Luft schallt, muss ich wirklich meine innere Ruhe anrufen, damit ich einer Frage folgen kann, die mir gerade gestellt wird. Eine Viertklässlerin bringt durch ihre Fragen und Ideen auch die AG voran: Sie möchte eigentlich immer etwas praktisches nähen: Eine Tasche, eine Handy-Hülle oder auch ein kleines Stoffschälchen – in diese Ideen kann ich prima das einbinden, was ich den Kindern als nächstes beibringen möchte – beispielsweise Applizieren, Knöpfe annähen oder auch Bindebänder einziehen.
Gegen 16 Uhr werden die ersten Kinder abgeholt und die immer selben zwei Mädels helfen mir beim Aufräumen.
In den Ferien wird mir die AG fehlen!!

Eure Sandra von elbfeeberlin