Umhäkelte Taschentücher oder: Ode an meine Mama

Die meistgestellte Frage an mich ist: Machst Du das alles selbst – äh ja. Zu 95 bis 99 % entsteht alles mit meinen Händen. Aber manchmal, wenn die Nachfrage sehr groß ist, lagere ich bestimmte Arbeiten aus – an meine geliebte Mama.

Sie brachte mir das Stricken, Sticken, Nähen, Häkeln usw. bei. Mit ihrer unendlichen Geduld zeigte sie mir in meiner Kindheit stundenlang Maschen oder führte Stickstiche vor. Und sie sorgte immer dafür, dass genug Werkzeug wie Nadeln, Stecknadeln, Vorlagen und Material wie Wolle etc. vorhanden waren – was damals in der DDR nicht so einfach war wie heute. 

Welche Arbeiten sie heute für mich erledigt? Und warum? Es sind die besonders feinen Brautstolen, die gelegentlich meine Mama strickt und auch die kleinen zarten Taschentücher, die ich für Bräute als kleine Accessoires anbiete. Sie strickt gerade diese Schals für mich, weil sie besonders viel Geduld und Strickkunst erfordern. Und die Taschentücher sind aus sehr dünnem feinen Garn und erfordern ein gutes Auge. Perfekt für meine Mama. 

Die Taschentücher hat sie früher, als ich noch ein kleines Mädchen war und wir in der DDR lebten, immer an das „Haus der Dame“ in meiner Heimatstadt Tangerhütte verkauft. Diese kunstvoll mit feinsten Garnen umhäkelten Taschentücher waren heiß begehrt damals – in den 1980ern. Sie waren aus weißer Baumwolle, umhäkelt mit breiter Spitze in zarten oder kräftigen Farben. In unserer winzigen Stadt waren ihre Taschentücher bekannt, begehrt und oft schnell ausverkauft im „Haus der Dame“.  Ich weiß noch, dass meine Mutter sie mir oft für den „Tag des Lehrers“ (der war immer am 12. Juni) gab, damit ich sie den Lehrerinnen als Zeichen meiner Wertschätzung schenken konnte. Das war damals so üblich. Die Lehrer gingen an diesem Tag, beladen mit Geschenken der Schüler, nach Hause. 

Und heute gibt es diese Taschentücher von ihr, umhäkelt mit zartestem, weißem Garn, sehr gut passend zu den Brautstolen. Dank meiner Mama.

Eure Sandra von elbfeeberlin