Jung und frei

 

 Vielen ist ja das Jungbleiben sehr wichtig. Wir möchten jung aussehen, jung fühlen, jung denken, jung bleiben eben. Und das ist manchmal anstrengend.

Als wir uns neulich beim Frühstück darüber unterhielten, meinte mein Mann: „Warum muss ich mich jung fühlen?“ Und irgendwie hat mich die Frage nicht losgelassen. 

Vielleicht verwechseln wir eher jung sein wollen mit frei sein wollen. Vielleicht ist es gar nicht nur oder einfach kaum das voranschreitende Alter, das uns stört? Junge Menschen haben weniger Zwänge (mit der Einschränkung der Corona-Pandemie sind sie diejenigen, die unter anderem die größten Opfer brachten, aber davon mal abgesehen….). Sie haben eine geringere Lebenserfahrung, wägen deshalb vermutlich weniger ab, treffen schneller Entscheidungen, sind oft kompromissfähiger, spontaner, fröhlicher, toleranter.. usw. usw… Und all das macht sie natürlich auch freier. 

Oder liegen diese Gefühle  einfach sehr nah beieinander?

Ich beispielsweise möchte die ganzen Erfahrungen, die ich mittlerweile auf meinem fast 46jährigen Buckel gesammelt habe, nicht missen. Und ich schreibe jetzt hier bewusst mein Alter hinein, weil ich es schade finde, dass Frau oft das Gefühl hat, ihr Alter nicht verraten zu können. Wenn sie das nicht möchte, ist das natürlich völlig okay, aber letzten Endes ist das eine Zahl und außerdem eine Zahl, für die wir absolut nichts können – und alle anderen natürlich auch nicht. 

Ich fühle mich oft jung – oder doch eher frei? – draußen, wenn ich mit meiner Familie, meinen Freunden lache, wenn wir unterwegs im Urlaub sind, wenn ich an einem tollen Projekt arbeite. Wenn meine Erfahrungen nicht einfließen…dann vergesse ich sie oft dabei, während ich neue sammle.

Eure Sandra von elbfeeberlin

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